Wie es mich die Erfahrung lehrte, gibt es sehr wenig Leute, die Comics lesen. Und ich kann mir (grob) vorstellen, dass es stellenweise ungewohnt ist, Bilder und Text zu managen... sprich: erst das Bild und dann der Text oder umgekehrt. Aber ich denke auch, dass man sich daran schnell gewöhnt. Und gerade, wenn die Wirkung der Geschichte einsetzt... dann sollte dem Lesevergnügen nichts im Weg stehen. Nicht zuletzt ist es ein Vorteil, wie schnell so ein Band manchmal gelesen ist.
Ich habe mittlerweile (neben meiner Hauptsammlung) eine kleine Sammlung von Paperbacks, die ich gern empfehle und auch verleihe, falls sich mal jemand darauf einlassen will.
Dieser Thread soll dazu dienen, mal ein paar Beispiele aufzulisten... Vielleicht schaffe ich sogar eine Ordnung (alphabetisch oder so)
Den Anfang macht Fables... genauer: das erste (englische) Paperback dieser Serie. Es trägt den Titel Legends in Exile und wirkt gleichzeitig als Einführung in das ungewöhnliche Konzept der Comicserie. Es geht nicht um Superhelden.
Ich persönlich sehe es als einen ideenreichen Bogen, der zwischen dem Klischee "Kinderkram" und moderner Krimi-Literatur aufspannt wird.
Die Zeichnungen sind klar gehalten und die Sprache ist verständlich und mit circa 120 Seiten ist dieser Band recht überschaubar, somit auch für Einsteiger geeignet.
The Invisibles handelt von einem Geheimbund illustrer Persönlichkeiten, deren Ziel die Bekämpfung von finsteren Kräften ist, welche die Menschheit unterdrücken (im globalen Sinne). Weiterhin begibt sich das Team für eine Mission auf die Suche nach dem Marquis de Sade.
Der Untertitel dieses (ersten) Paperbacks lautet Say you want a revolution. Und er könnte kaum passender gewählt sein. Die ersten Seiten mögen einem noch komisch und verrückt vorkommen, aber sobald sich das Grundgerüst dieses Werkes entfaltet hat, liest es sich wie geölt. Der Autor (Grant Morrison) baut viele Ideen ein, die anfangs bizarr erscheinen, aber im Kontext auf eine überspitzte Art sinnvoll werden, was den Leser fordert (also keine leichte Kost).
Preacher ist eine hochgelobte Comicserie aus den 90ern. In Band 1 mit dem Untertitel Gone to Texas wird die Ausgangssituation behandelt. Es geht um einen Pfarrer, der in einen kosmischen Konflikt gerät. Auf seinem Weg findet er Begleiter wie seine Exfreundin und einen sehr eigenartigen "Nachtschwärmer". Die Geschichte ist voller schwarzem Humor und bizarren Charakteren. Die Zeichnungen sind klar gehalten.
Nun folgt ein sehr stilisierter Band. Hellspawn - The Ashley Wood Collection sammelt die ersten 10 Ausgaben der gleichnamigen Serie (Hellspawn) vom gleichnamigen Zeichner/Künstler (Ashley Wood). Die Geschichten stammen aus der Feder von Brian Michael Bendis und Steve Niles, die hier wirklich gekonnt mit ihrer schaurigen und vielschichtigen Interpretation von der Figur Spawn und dessen Umfeld einen Quereinstieg ermöglichen. Mit Hintergrundwissen würde der Einstieg sicherlich einfacher fallen, aber wozu gibt es Wikipedia Dabei ist anzumerken, dass nicht nur die Geschichte recht anspruchsvoll ist, sondern vor allem auch die ganze Optik. Der Künstlername steht nicht umsonst im Titel. Mitunter können die Illustrationen bizarr und die Seitenaufteilung etwas konfus erscheinen. Und ich persönlich wäre erstaunt, wenn es einem Künstler noch besser gelingt, athmosphärisch erdrückende Finsternis darzustellen.
Y - The Last Man Band 1 "Unmanned" erzählt die Geschichte vom letzten Mann auf Erden. Was nun aber nach einer düsteren Endzeit-SciFi-Saga klingt, ist eigentlich eine ziemlich raffinierte "Was wäre wenn"-Erzählung, die auch politische Aspekte beleuchtet. Autor Brian K. Vaughan gelingt es gut, die Charaktere glaubhaft darzustellen und Spannung aufzubauen.
Anmerkung: mittlerweile wurde diese Serie abgeschlossen und kann in Paperback-Form gesammelt werden
Demo ist ein moderner "independent" Comic, der Schicksale junger Menschen mit besonderen Fähigkeiten schildert. Der Band enthält 12 Kurzgeschichten (allesamt schwarz/weiss gestaltet von Becky Cloonan), welche verschiedene Themen anspricht. Unter anderem geht es um Liebe, Familie, Rache, Krieg, Freundschaft, Kindheit. All diese Geschichten von Brian Wood lassen sich sehr flüssig lesen und wirken teilweise insofern sehr intensiv, als dass auf nur wenigen Seiten Charaktere sehr menschlich dargestellt werden. Dennoch ist auch der Fantasy-Aspekt des Comics gelungen, indem der Leser auch selbst aktiv werden soll, um Zusammenhänge zu interpretieren.